EP mit Eiern

Der Erstling von Marco 3000 rockt und funkt mit starkem ­Schaffhauser Groove. Aus den Boxen dröhnt es deutlich: «Ich bin noch da!»

Was sind schon fünf Songs? Verdammt viel, wenn es um diese fünf hier geht: «Gizmos wedding», «Bar with balls», «Rosa», «City called Schaffhausen» und «Rumpelblues» – allesamt auf der allerersten Platte von Marco 3000. In diesen fünf Songs stecken fünf Jahre harte Arbeit. Aber von vorn.

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Die Güsel-Grübler

Gabriel Vetter hat den Schaffhauser Güsel-Dialekt in die Schweizer Stuben getragen. Ein Grund zur Freude?

Bilder: Screenshots

Güsel heisst auf Schweizerdeutsch Abfall, und als Abfall empfindet die Restschweiz unsere Mundart. Geht es um die Beliebtheit der Deutschschweizer ­Dialekte, wird sie zuverlässig auf die letzten Plätze gevotet. Wobei es noch schlimmer kommt: Das Schaffhauserische beliebt in solchen Umfragen mit dem Thurgauischen und Sanktgallerischen in ein und denselben Güselsack geworfen zu werden.

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Punks, die sich nicht hauen

Wenn Unsinn als Musik gilt, sind garantiert Punks daran schuld.

«Alarmstufe Blau» existieren seit zwei Jahren, haben gerade mal sieben Gigs gegeben und kürzlich den ersten Tonträger «Panda-Pank & Backstagebier» rausgehauen. Die sechs Stücke auf der CD wurden allesamt im Proberaum in Uhwiesen eingespielt, den sich die fünf jungen Punks mit der Ska-Kapelle «The Slobbers» teilen.

«Unser Bassist ist ein Idiot / am liebsten schreibt er LIEDER ÜBER KOT / Die Töne aus dem Sänger seinem Mund / klingen wie ein totgefahrener Hund / Der Drummer wäre schon lange gefeuert / wären Drumcomputer nicht so überteuert»

Schlagzeuger Eggi drischt den Ufta-Ufta-Takt, Bassist Knupp malträtiert sein Instrument, Juiee und Flo lassen die Gitarren heulen, darüber skandiert Shouter Pädi einschlägige Parolen. Es gibt Refrains zum Mitgrölen, hie und da eine Tempoverschärfung und mit «Rheinpiraten» den obligaten Versuch am Off-Beat. Musikalisch machen «Alarmstufe Blau» alles richtig – und das heisst im Kontext ihres Genres: schlecht, schlechter, am schlechtesten.

Spiel mit Klischees des Genres

Wären die Texte entsprechend primitiv – gemäss der heiligen Dreifaltigkeit des Asi-Punks: Gewalt! Ficken! Alkohol! – «Alarmstufe Blau» würden auch heutzutage, da man mit bunten Haaren und schmuddeligen Lederjacken allein niemanden mehr schockt, noch als Bürgerschreck durchgehen. Doch hier dominiert die pure Niedlichkeit. Stellvertretend dafür: «Pandabär», der Hit der Band (live von pogenden Freunden in Pandabär-Kostümen gefeaturet), der sich darum dreht, dass die vom Aussterben bedrohten Tierchen mittels eines Pandapornos dazu gebracht werden sollen, sich wieder zu vermehren.

Spasstexte mit ironischen und selbstironischen Positionen – im zweiten, programmatischen Titel der CD, «Kaputt & Blöd und Backstagebier», heisst es etwa: «Unser Bassist ist ein Idiot / am liebsten schreibt er Lieder über Kot / Die Töne aus dem Sänger seinem Mund / klingen wie ein totgefahrener Hund / Der Drummer wäre schon lange gefeuert / wären Drumcomputer nicht so überteuert» – sind die Regel. Aber auch in den ernsteren Texten zu «Arsch der Nation» (Anti-Blocher), «The Time Of My Life» (Anti-Armee) und «Wir verzichten» (Anti-Konsum) dringt durch, dass man sich in dieser Anti-Haltung nicht für voll nimmt.

Es mag daher kommen, dass «Alarmstufe Blau» auf über dreissig Jahre Punkrock zurückblicken können – etwas, das Gitarrist und Texter Flo Hadorn in seiner Maturaarbeit «Die Punkbewegung in Schaffhausen» aus dem Jahr 2011 ausführlich getan hat – und also um die Klischees wissen, die nach den Experimenten der frühen Jahre im Punkrock entstanden sind.

Die Texte auf «Panda-Pank & Backstagebier» schreien nach Spass, die Mucke nach Gewalt. Der Pandabär und der Asi-Punk, die sich hier beim Pogotanz gegenseitig ignorieren, dürfen sich in Zukunft gerne etwas mehr voneinander abschauen. Oder sich wenigstens ordentlich auf die Fresse geben.

«Schlag mich mit dem Rübenstück»

Guz ist wieder auf Tour – dieses mal ohne die «Averells». Auf seiner Soloplatte zeigt er sich einmal mehr wunderbar absurd.

Fünf Jahre sind seit der Veröffentlichung seines letztes Albums «Mein Name ist GUZ» (Trikont/Richie) ins Land gezogen. Fünf Jahre, während derer Olifr Maurmann einen Herzinfarkt überlebte, vier Platten und fünf Tourneen mit den Aeronauten, der Zukunft und den Zorros sowie einen Berg an Produzentenjobs für Stahlberger, King Pepe, Nadja Zela, The Peacocks, Baby Jail oder Tom Krailing im Star Track Studio stemmte – und es darüber hinaus auch noch schaffte, sich als Solo-Musiker neu zu erfinden.

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Ein riesiger Spielplatz

Bilder: © module+, www.moduleplus.ch

Die neue Betriebsamkeit auf dem Flurlinger Arova-Areal: Eine Reportage in vier Akten.

Arova-Areal Nord-Ost, Gebäudetrakt S, ein brennend heisser Donnerstagnachmittag. Der Reporter ist mit Jo Müller verabredet, einem von drei Mietern eines frisch und weiss gestrichenen, hohen Raums im ersten Stock des ockernen Riesengebäudes, das einst der Zürcherstrasse nach Feuerthalen entlang gebaut worden war.

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The fastest working band

Musikverhör

Am 16. Juni tauften «Die Zorros» ihr zweites Album «Future» im Berner Café Kairo. Gisela Feuz vom Kulturblog des «Bunds» war dabei und verlieh dem Gig das «Gütesiegel Extraschlecht». «Die Zorros» haben es sich verdient. Wie ihr Namensgeber, der geheimnisvolle Rächer in Schwarz, verstehen es Patrick Abt, Beat-Man und Olifr M. Guz nämlich durchaus, eine feine Klinge zu führen, doch sie bearbeiten die Feinde des schlechten Geschmacks lieber mit dem Knüppel.

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